
Dass viele Ausbilder glauben, Recht und Gesetz gilt nicht in Reithallen und auf Reitplätzen, ist ja hinreichend bekannt, wenn Pferdewirtauszubildende von ihren Ausbildungsbedingungen berichten. Das Forum hier ist davon voll.
Neuestes Beispiel hierfür ist das Verhalten der Arbeitgeber bei der Neuordnung der Pferdewirtschaftsmeisterverordnung. Was war passiert?
Nach vierjährigen, intensiven Debatten, um eine gute Pferdewirtschaftsmeisterverordnung zu schaffen, hatten sich die für die Verordnungen in der Berufsausbildung zuständigen Sozialpartner, das sind die Arbeitnehmer (Gewerkschaft Bauen Agrar Umwelt) und Arbeitgeber (Bauernverband, Bundesvereinigung der Berufsreiter, FN, Direktorium für Vollblutzucht und Rennen) einvernehmlich auf eine neue Meisterverordnung geeinigt.
Die letzten beiden Sitzungen fanden unter der Leitung des Verordnungsgebers, das ist das Landwirtschaftsministerium, statt und dessen Vertreter führte das Protokoll. Darin ist zu lesen, dass sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber nunmehr auf einen Verordnungsentwurf einstimmig geeinigt hatten und am 30.09.2014 dann nach einer routinemäßigen redaktionellen Überarbeitung der Sack zugemacht wird. Sollten dennoch noch Fragen auftauchen oder Änderungen nötig werden, vereinbarten sich Ministerium, Zuständige Stellen sowie Arbeitgeber und Arbeitnehmer, dieses bis zum 14.08.2014 zu tun. Da keine wesentlichen Änderungen von allen Beteiligten bis Mitte August eingingen, war der Weg frei für die wichtigen Unterschriften der Arbeitnehmer und Arbeitgeber und das Inkrafttreten der neuen Meisterverordnung Anfang 2015. Endlich, denn seit der Neuordnung des Berufes Pferdewirt waren ganze 5 Jahre vergangen und es wurde nun doch Zeit, die Ausbildung der Pferdewirtschaftsmeister auf den neugeordneten Pferdewirt abzustimmen. Das war geschafft.
Was aber weder Ministerium, Arbeitnehmer und die Zuständigen Stellen ahnten, war eine heimliche Sitzung der Arbeitgeber im Hause der FN. Und siehe da, der mühsam erreichte Verordnungsentwurf wurde einfach bei dieser Zusammenkunft gekippt, durch einen neuen Entwurf ersetzt und dieser nur stolze vier Werktage vor der finalen Sitzung dem Ministerium mitgeteilt. Die Arbeitnehmer wurden erst gar nicht informiert. Die erfuhren von dem Desaster erst vom Landwirtschaftsministerium. Intereressant in diesem Zusammenhang ist, dass bei dieser Sitzung auch darüber gesprochen wurde, dass die Arbeitnehmer und das Ministerium äußerst enttäuscht reagieren und die Verordnung deshalb platzen könnte. Wohlwissend um das Risiko wurde der Verordnungsentwurf wenige Tage vor dem Finale dennoch gekippt.
Entsetzen bei Arbeitnehmern, Zuständigen Stellen und beim Ministerium: Ein derartiges Verhalten der Arbeitgeber hatte man von seriösen Verhandlungspartnern keineswegs erwartet und enttäuscht alle, die mit den Arbeitgebern eine gute Verordnung für alle zukünftigen Pferdewirtschaftsmeister erarbeitet und beschlossen hatten.
Es ist unglaublich, die einen sagen „ärgerlich„, andere „nur frech„, „typisch überheblich„oder „wieder einmal nach Gutsherrenart“ was sich die Arbeitgeber da geleistet haben, denn bei der letzten Sitzung Ende Juni war man ausgesprochen gut gelaunt und zufrieden auseinander gegangen, da endlich die Kuh, besser das Pferd, vom Eis war. Nicht wenige Sachverständige der Arbeitnehmer, Mitarbeiter des Ministeriums sowie Vertreter der Zuständigen Stellen fühlen sich in ihrer Arbeit von den Arbeitgebern nicht wert geschätzt.
Es darf auch nicht verschwiegen werden, dass bei der Verordnungsarbeit erhebliche Reisekosten entstanden sind, die zunächst mal in den Sand gesetzt wurden. Der Steuerzahler wird es schon richten.
Es ist wieder einmal so, auf Reitplätzen und in Reithallen gelten keine Gesetze und man hält sich nicht an Regeln. Einmal mehr. Das Landwirtschaftsministerium hat wegen des unglaublichen Verhaltens der Arbeitgeber die Verordnungsarbeit unterbrochen. Nicht ohne den Arbeitgebern ins Stammbuch zu schreiben, dass eine erfolgreiche Neuordnungsarbeit in der Berufsbildung nur möglich ist, wenn sich auch die Arbeitgeber wieder an geltende Regeln, bestehende Verordnungen und Gesetze halten und Verhandlungen in der Berufsbildungspolitik von Vertrauen und Offenheit geprägt sind.
Das Ministerium, die Arbeitnehmer und Zuständigen Stellen warten jetzt darauf, ob es den Arbeitgebern gelingen wird, das verloren gegangene Vertrauen in sie und die notwendige Offenheit wieder herzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind ganz alleine die Arbeitgeber dafür verantwortlich, dass es keinen neuen Pferdewirtschaftsmeister geben wird. Ein Berufsstand schadet sich selber.