Keine Chance auf „schöne Zukunft“ als Pferdewirt*in?

Lisa, 19.06.2020

Mein Name ist Lisa und ich habe mich in den letzten Wochen sehr intensiv mit dem Beruf des Pferdewirts auseinander gesetzt und dabei auch Ihre Seite hoch und runter gelesen.


Ich werde demnächst 27, habe Abitur und eine Lehre zur Industriekauffrau gemacht. War danach viel auf Reisen und arbeitete in der Gastro.Ich reite mit Unterbrechung seit meinem siebten Lebensjahr und bin nun seit einigen Jahren im Westernreiten zu Hause.

Nur weil man/frau Pferde mag, darf das nicht zu lebenslanger Armut führen.


Da ich es im Büro absolut nicht aushalte und die Gastro mir zwar Spaß macht, aber mich doch nicht so sehr erfüllt wie ein Tag voller Stallarbeit, Weidezaunreparatur und Training, bin ich gerade sehr schwer mit mir am hadern, ob ich nicht doch noch eine Ausbildung zur Pferdewirtin Spezialreitweisen machen soll.


Ich kenne die Arbeit im und um den Stall, den Umgang mit Pferden und den dazugehörigen Menschen schon relativ gut und weiss, wie der Alltag im Stall aussieht. Ich bin körperliche Arbeit und unkonventionelle Arbeitszeiten gewohnt und das macht mir auch meistens nichts aus. Deswegen denke ich, dass ich nicht mit der „Rosaroten Brille“ auf die ganze Sache blicke.
Ich hatte eigentlich den Plan mir im Laufe der kommenden Monate 2-3 Höfe zu suchen, auf denen ich ein Praktikum absolvieren kann.


Nur leider schrecken mich die zahlreichen Berichte über die katastrophalen Arbeitsbedingungen, mangelnde Ausbildungsqualität und das unterirdische Gehalt wirklich ab.


Ich weiss, dass es immer schwarze Schafe gibt und mangelnde Wertschätzung überall mehr Regel als Ausnahme ist. Doch in der Pferdewirtschaft scheint das ja gewaltige Ausmaße anzunehmen.


Um die Ausbildung selber mache ich mir dabei nicht mal so viele Sorgen. Hier habe ich auch durch meine Reitlehrerin einige Kontakte von guten Ställen. Nur habe ich den Eindruck, dass eine Übernahme nach der Ausbildung in dieser Branche so gut wie nie vorkommt.


Ich bin durchaus motiviert und gewillt zu lernen und mich einzusetzen und auch 120% zu geben. Allerdings möchte ich mir doch gerne wenigstens eine kleine Wohnung und ein Auto leisten können, wenn ich Vollzeit arbeiten gehe. Und ich möchte auch keine zweijährige Ausbildung machen um danach als bessere Stallhilfe zu enden…


Gibt es denn wirklich so gar keine Chance auf halbwegs angenehme Berufsperspektiven nach der Ausbildung, wenn man nicht gerade das Glück hat den Familienbetrieb übernehmen zu können oder das nötige Kleingeld für was eigenes hat?


Ich hoffe, Sie können mir doch noch ein wenig Hoffnung machen!
Bis dahin ein schönes Wochenende und liebe Grüße,
Lisa … (dem Admin bekannt)

Dietbert Arnold, 20.06.2020

Hallo Lisa,

Du beschreibst das Dilemma ausgesprochen genau. Ein toller Beruf, leider sind die Arbeitsbedingungen genau das Gegenteil. Dazu kommt das sehr oft wenig wertschätzende Verhalten der Chefs*innen. Deshalb sage ich ja immer, auch wenn mich dafür viele Betriebsleiter beschimpfen, dass die Branche ihren eigenen Beruf auf Dauer ruiniert.

Traumhafte Pferde dürfen keinesfalls den realistischen Blick auf den Beruf Pferdewirt*in verhindern.

Auch nach der Berufsausbildung wirst Du in aller Regel nicht mehr als den Mindestlohn bekommen. Mit dem Gehalt eines Pferdewirtes*in wirst Du nicht eigenständig leben können, im Alter wirst Du zum Sozialfall. Wenn Du realistisch rechnest, dann bezahlen die Betriebe nicht einmal den Mindestlohn. Auf dem Papier schon, da steht dann 40h und € 9,35. In Wirklichkeit wirst Du 50 -60 h arbeiten ohne jeden Lohnausgleich. Und siehe da, der Mindestlohn wird unterschritten: €7,48 – 4,67. Du verstehst jetzt, warum die Arbeitgeber im Pferdebereich das alles ganz prima finden.

Warum sind so viele Menschen bereit, sich so mies behandeln zu lassen, warum arbeiten die für einen Schülerlohn? Meine Erfahrung ist, dass das aus zwei Gründen funktioniert: 1. In der Branche arbeiten zu 90% Frauen und die lassen sich das mehrheitlich gefallen. Männer wehren sich eher. 2. Weil Frauen wesentlich mehr Verantwortung gegenüber den Tieren übernehmen, sind sie bereit, dieses Leid zu ertragen, nur wenn es den Tieren gut geht. Um es anders zu sagen: Die Frauen sind viel zu lieb und verantwortungsbewusst und genau das nutzen die Chefs hemmungslos aus.

Tatsache ist, dass immer öfters jungen Leuten, die eine riesige Freude an dem tollen Beruf haben, bereits während der Ausbildung oder spätestens nach der Abschlussprüfung in den Sack hauen. Die Arbeitswirklichkeit mit ihren maßlosen, wenig wertschätzenden Chefs haben ihnen den Spaß an ihrem Beruf kaputt gemacht. Das Strahlen in den Augen ist weg. Selbst diejenigen Pferdewirte*innen, die für besonders herausragende Leistungen geehrt werden, kehren zu großen Teilen dem Beruf den Rücken.

Was würde ich denn nun meinen Kindern raten? Da wir keinen eigenen Betrieb haben, würde ich sagen, dass sie die Finger vom Beruf Pferdewirt*in lassen sollen. Befürworten könnte ich eine Berufsausbildung, bei Dir zwei Jahre, nur, wenn es der Einstieg in einen Beruf im Pferdebereich ist. Also vor der Berufsausbildung muss klar sein, dass sie nur ein Zwischenschritt ist, hin z.B. zu weiterer Aus- und Fortbildung. Denkbar wäre ein landwirtschaftliches oder betriebswirtschaftliches Studium. Ebenfalls ist es möglich, ein Lehramtsstudium zu machen. Das sind jetzt nur ganz wenige Facetten, die zeigen sollen, dass eine Kombination, Praxiserfahrungen als Pferdewirt*in und Theorieausbildung durchaus dazu führen kann, einen menschenwürdigen Beruf mit und über Pferde zu erwerben, von dem ein eigenständiges Leben möglich ist. Wenn, so würde ich weiter meinen Kindern raten, sie kein geeignetes Ziel im Bereich Pferdewirtschaft sehen, dann Finger weg!

Und dann dann gibt es da noch einen generellen Rat, den ich nach meiner großen Berufserfahrung in der Ausbildung von Pferdewirten*innen machen möchte: Immer dann, wenn es möglich ist, wenn es finanziell und schulmäßig klappen kann, dann solltet niemand auf ein Studium verzichten. Welche Tätigkeit dabei nachher herauskommt, ist egal. Ich weiß nicht nur von ganz vielen Meisterschülern*innen, dass sie hinterher es bereut haben, nicht studiert zu haben, obwohl die Möglichkeit gewesen wäre. Es ist übrigens ganz interessant, dass die eigenen Kinder der Betriebsleiter sehr oft studieren, wobei sie bei Gesprächen immer wieder betonen, dass schließlich nicht alle studieren können, es überhaupt nicht genug Stellen für Studienabsolventen gibt und schließlich auch gutes Personal die Pferde versorgen muss. Gemeint ist da eher das Misten und das Satteln beim Turnier.

Du, Lisa, kennst jetzt meine private Meinung über einen tollen Beruf, der mir immer mehr Sorgen bereitet.

Was Du tun sollst? Das musst Du entscheiden. Bedenke aber, das Leben ist noch ziemlich lang und langandauernder Frust zermürbt. Macht nicht gesund, geschweige denn glücklich.

Du machst das schon Lisa!

30 Jahre Berufserfahrung als Pferdewirtin: Nichts neues!

DRSCHLEHRs
So sah der Unterrichtsraum der Deutschen Reitschule vor dreißig Jahren aus.

Cornelia Rummeda, 17.02.2014

Hallo,

ich bin heute darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich die IG Bau für die Pferdewirte einsetzt… und las dann hier… naja, für die Azubis jedenfalls.
Daraufhin habe ich neugierig mal quergelesen und eigentlich nichts Neues entdeckt.

Mal kurz zu mir… ich bin Bereiterin F.N. – Pferdewirt Schwp. Reiten.
Die Prüfung habe ich vor knapp über 30 Jahren abgelegt, noch unter H.D. Donner in Waf, nach einer nur 2j, Ausbildung. Die Berufsschule durften wir 1 Jahr lang 1x die Woche besuchen und durften danach noch arbeiten.

Die Löhne, Urlaubsansprüche… 18 Tage Urlaub bei einer 6 Tage Woche, irgendwas um 600 DM während der Lehre… dies war schon damals durch die LWK geregelt, dazu brauchte es keine IG. ;)
Die LWK kümmerte sich um die Lehrverträge, kümmerte sich um evtl Betriebswechsel innerhalb der Lehre und der Berufsreiter-und Fahrerverband, damals unter Herrn Erbslöh, setzte sich für die Arbeitnehmer ein. (Anmerkung Dietbert Arnold: Übrigens Cornelia, Herr Erbslöh vertrat auch die IG Bauen Agrar Umwelt, damals noch GGLF genannt.)
Dort konnte man bei Problemen anrufen, man bekam Auskunft, wenn man nach dem “Ruf” eines Betriebes fragte. Es passierte allerdings auch, dass einem abgeraten wurde, in Betrieb X anzufangen. Denn es gab, genauso wie heute, Betriebe, die alle paar Monate ihre Angestellten wechselten.

Nach der Ausbildung, wenn das lernen bekanntlich erst richtig anfängt, bzw. wenn man sich spezialisieren wollte, hat man für ein klitzekleines Taschengeldgehalt bei einem der grossen oder nicht ganz so grossen Altmeister gearbeitet… und sich dort weiter fortgebildet…. denn darum ging es ja vorwiegend… man wollte lernen. Dafür nahm man Überstd, mangelnde Freizeit und wenig Geld gerne in Kauf.

Jeder der diesen Beruf ergreift, sollte sich klar darüber sein, das Überstd normal sind, und auch nicht immer vergütet werden.
Vorhin musste ich doch ein wenig lächeln, als ich las…. soviele Überstd müssen gemacht werden und ja, man wisse, das dies normal wäre, aber trotzdem….
Ein wenig paradox, oder?

Ich gebe durchaus zu, dass es sehr viele, und ja… zu viele schlechte Ausbildungsbetriebe gibt… und nicht nur auf die Ausbildung bezogen, sondern Betriebe allgemein. Vielen “Chefs” ist das Wort “Mitarbeiterführung” unbekannt.
Mir wurde erst im letzten Jahr von einer 28j. Betriebsinhaberin eines Reitschulbetriebes, Gesellenbrief Schw. Reiten, Meisterprüfung Zucht und Haltung (sorry, ich benutze noch die alten Betitelungen), Meisterarbeit hatte wer anders geschrieben, sie war zudem noch nie bei der Geburt eines Fohlens anwesend gewesen, gesagt… sie wäre der Chef und wenn sie sagt, das Gras ist blau, dan ist es blau und nicht grün, das wäre ihr Recht als Chef.
Wow… wie war das mit dem Weissbrot? :D

Doch dies ist alles nicht neu. Dies war schon vor 30 Jahren ein Problem und ich denke heute noch mehr als früher. Wir hatten in unserem Lehrgang zur Abschlussprüfung damals 2 Azubis, die noch nie eine Kandare in der Hand hatten. Einer von denen hatte 3 Jahre lang nur sein eigenes Pferd geritten.
An den Bettpfosten haben wir eine Kandare geschnallt, um ihnen die Zügelführung beizubringen… hat leider im Endeffekt nicht viel genutzt.
Ich erinnere mich noch, dass ich damals ein Gespräch mit Donner hatte, in welchem ich ihn fragte, warum man solchen Ausbildungsbetrieben die Befähigung nicht aberkennt. Solche Kollegen bzw Betriebe sind ein rotes Tuch für mich…. damals wie heute.

Aber jede Münze hat 2 Seiten…. mein alter Berufsschullehrer ist sogar mittlerweile der Meinung, man solle den Beruf gänzlich abschaffen. ;)

Nun zu der anderen Seite: Zuviele junge Menschen wollen diesen Beruf ergreifen, die falsche (romantische) Vorstellungen von diesem haben bzw die mit falschen Vorstellungen in diesen Beruf gehen.

Wenn ich hier Wörter lese, wie… man wäre pferdeverrückt o.ä. dann denke, ich… ähm… es sollte vielleicht doch lieber ein Hobby bleiben.
Wenn mir wer sagt, es macht Spass zu analysieren, es macht Spass zu vermitteln, Lösungswege zu finden etc.pp. dann wäre man in dem Job schon eher richtig.
Der Beruf hat nichts mit Flicka und Co zu tun. Der Beruf besteht aus Verantwortung und Sorgfaltspflicht. Aus Konsequenz und Disziplin… und man braucht vor allem Talent, hat man dies nicht, dann muss man bereit sein, verflixt hart an sich zu arbeiten.

Wenn man in die Ausbildung Schwerp. Reiten geht, dann sollte man mind. A-sicher sein, besser wäre noch, wenn man schon auf L-Niveau reiten würde. Sollte zwar nicht so sein, es ist jedoch in der Praxis so.
Von 0 auf L in 3 Jahren ist kaum zu schaffen. Dafür ist zudem die spätere Konkurrenz zu gross.
Man sollte sich viele Betriebe anschauen und dort hinterfragen. Auch solche Fragen stellen, wie… wie haben frühere Azubis in den Prüfungen abgeschnitten?
Evtl ein 4 wöchiges Praktikum machen, um hinter die Kulissen zu schauen…. und sofort gehen, wenn es dort nicht korrekt abläuft.
Unwichtig ist dabei die Entfernung zum Elternhaus oder zu den Freunden… man will lernen, dann sollte dies und nur dies im Vordergrund stehen. Wer nicht bereit ist, für einen guten Betrieb 300 km weit wegzuziehen, der sollte sich einen anderen Beruf aussuchen. Denn gute Betriebe sind nun mal rar.
Später nach der Ausbildung muss man eh dem Job hinterherziehen. Wird erst zu einem Problem, wenn man sich privat an einen Ort binden möchte.

Warum beginnt man unkritisch seine Ausbildung in einem unqualifizerten Betrieb?
Warum recherchiert man nicht nach dem “Ruf” des Betriebes?
Im Endeffekt ist der Azubi auch etwas verantwortlich dafür, er hat sich diesen Betrieb ausgesucht. Oder musste er auf einen unqualifizierten Betrieb zurückgreifen, weil gute Betriebe dem zukünftigen Azubi absagten?
In so einem Fall wäre ein Berufswechsel sinnvoller, als ein Betriebswechsel.

Denn dies vermisse ich an den Ratschlägen hier. Da werden Arbeitsgesetze zitiert, ohne zu hinterfragen, ob der Ratsuchende auch wirklich die notwendigen Voraussetzungen für den Beruf mit sich bringt.
Auf Azubis wird intensiver eingegangen, als auf jene, die mit der Ausbildung fertig sind.

Und mal ehrlich… wenn der Ausbildungsbetrieb einen ausbeutet und man kommt dem Chef mit Arbeitsgesetzen… wird das Klima dann besser?
Geschrieben sieht alles sehr schön aus, doch es in die Praxis umzusetzen… fast nicht möglich, ohne gleichzeitig die Kündigung mit auf den Tisch zu legen…. nur dann bitte gleich die Anmeldung zu einem Mitarbeiterführungseminar dazu legen.
Dafür sind die Betriebe zu klein… zu familiär.

Man sollte auch mal kurz nachdenken, wo will man stehen, wenn man 40 oder 50 ist?
Kann man dann noch Pferde korrigieren?
Und nur Unterricht geben… seit die Reitwarte erfunden wurden, sind Festanstellungen und Stundenlöhne für ausgebildete Unterrichtende auf ein extremes Minimum geschrumpft.

Dazu kommt, die Besitzer bzw Vorstände von Reitbetrieben zahlen nicht nur einen sehr geringen Stundenlohn… in gute Schulpferde wird selten investiert, die Kunden sind unzufrieden, wenn sie denn etwas kritisch sind, der Unterricht, die Grundausbildung ist sehr oft fachlich mehr als nur unqualifiziert…. zudem… viele der Unterichtenden kennen die versicherungsrechtliche Seite gar nicht… etc.pp.

Es liegt vieles im Argen, aber auf beiden Seiten. Auf der Seite des Betriebes und auf der Seite derjenigen, die diesen Beruf ergreifen wollen.

Auch ich habe viel Negatives in meinen 30 Jahren Berufserfahrung erlebt, bei den “Grossen”, wie bei den “Kleinen”.
Doch ich habe dann die Konsequenzen gezogen, habe nicht gejammert, sondern habe selber gehandelt.

Schon damals riet uns Herr Erbslöh vom Deutschen Reiter- und Fahrerverband, keine schlecht bezahlten Stellungen anzunehmen. Dies ist 30 Jahr her. Gerade in der heutigen Zeit werden noch mehr Jobsuchende eine schlecht bezahlte Anstellung annehmen als früher.
Es gibt zudem zuviele Amateure, die für kleines Geld arbeiten… wie sollen wir uns da behaupten können?

Wie sehe ich es aus heutiger Perspektive?
Wer keinen eigenen Betrieb hat, und nicht überragend gut im Sport ist, der sollte die Finger von dem Job lassen.

Schon damals rieten viele meiner Kollegen ihren Kindern von diesem Job ab, und ich selber bin froh, dass meine Kinder keine dementspechenden Ambitionen haben.

Und wie sagte schon mein alter Reitlehrer H.G. Gerlach vor 35 Jahren… Zucht und Haltung? Tu es nicht. Da ist man nur ein besserer Pferdepfleger.
Also habe ich mich in den Allerwertesten getreten und bis zum Schulabschluss trainiert, trainiert und trainiert, habe Zeitungen ausgetragen, um mir Reitstunden finanzieren zu können.

Und heute… nachdem ich “zu alt” bin, meine Knochen für Korrekturpferde hinzuhalten… liebe ich es an der Basis zu unterrichten, zu vermitteln und bin froh keiner jener Trainer geworden zu sein, die von “zielstrebigen” Töchtern so oft ausgetauscht werden.

Ausbildung lohnt sich! Was verdient wer?

Meisterausbildung

Ausbildung lohnt sich auch finanziell. Die durchschnittlichen Brutto- Jahreslöhne in Deutschland zeigen, was Ungelernte, Ausgelernte und Meister bzw. Hochschulabsolventen  in Deutschland verdienen.

Diese Tabelle ist eben auch dazu geeignet zu sehen, was in Deutschland verdient wird. So können Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister ein Angebot eines Arbeitgebers gut einordnen oder aber realistische Gehälter fordern.

Also, wenn Ihr 30 Jahre alt seid, ist ein fairer Jahresbruttolohn als Pferdewirt ca. 25.000 €, als Meister sollten es schon 39.000 € brutto im Jahr sein.

Was zeigt diese Tabelle noch? Wenn Ihr mit Eurem Gehalt jetzt und zukünftig nicht zufrieden seid, dann müsst Ihr entweder eine Bank überfallen, reich erben oder heiraten oder Euch weiter qualifizieren. Überlegt nach dem Pferdewirt den Meister zu machen und oder ein Studium anzuhängen. Der Pferdepfleger/in ist und bleibt eine Sackgasse mit dürftigen Verdienstaussichten mit zunehmendem Alter. Das Schlagwort heißt zu Recht Lebenslanges Lernen.

Je mehr Ihr lernt, das bestätigen alle Untersuchungen, desto geringer das Risiko der Arbeitslosigkeit.

Alter

Ungelernt

Berufsabschluss

Meister

Fachhochschule

Hochschule

25

17.000

22.000

26.000

27.000

30

21.000

25.000

39.000

42.000

35

22.000

29.000

46.000

55.000

40

24.000

30.000

54.000

65.000

45

26.000

32.000

56.000

66.000

50

28.000

32.000

58.000

67.000

55

28.000

33.000

55.000

62.000

60

28.000

33.000

52.000

62.000

65

29.000

36.000

59.000

63.000

Diese Daten kommen vom rennomierten Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit.

Alle Daten und Analysen findet Ihr hier:

https://www.igbau.de/Gute_Ausbildung_-_Gutes_Geld.html

 

Eine neue Fachrichtung lernen

n.n. 01.09.2013:

Erstmal ein großes Lob für Ihre tolle Internetseite!

2010 habe ich meine Prüfung zur Pferdewirtin Zucht und Haltung

abgeschlossen. In einem Fach haben Sie mich sogar geprüft :). Danach habe ich in verschiedenen Ställen gearbeitet und mich nun entschlossen noch den Schwerpunkt Klassische Reitausbildung zu lernen.

Am 01.08.13 habe ich die Ausbildung begonnen und bin schon total unglücklich. Von meinen täglichen 10-11 Stunden Arbeitszeit reite und bewege ich ca. 2 Stunden Pferde, der Rest ist nur Stallarbeit. Natürlich habe ich in meinem Berichtsheft alles genau protokolliert. Mein Ausbilder hat mir jetzt jedoch verboten meine Arbeitszeiten zu notieren.

Jetzt überlege ich den Betrieb zu wechseln. Können Sie mir Betriebe nennen in denen man wirklich ausgebildet wird (Raum Hamburg/Schleswig-Holstein/Niedersachsen)? Ich bin reiterlich noch nicht so weit und habe mich entschlossen 2 Jahre die Ausbildung zu machen. Trotzdem brauche ich einen Betrieb bei dem ich was lerne!

Und noch eine weitere Frage, mein Ausbilder sagte, dass ich nicht zu Zwischenprüfung muss, weil ich schon Zucht und Haltung gelernt habe. Ist das richtig?

Vielen Dank schon im Vorraus.

Liebe Grüße

Dietbert Arnold, 02.09.2013:

Hallo n.n., hoffentlich war ich bei der Prüfung nicht zu streng! Lasse mich mal zunächst ein paar grundsätzliche Sachen sagen:

  1. Natürlich darf ein Ausbilder Dir nicht verbieten, die Arbeitszeiten und die Ausbildungsinhalte zu notieren. Wenn der den Ausbildungsnachweis ( wahrscheinlich nennt er es Berichtsheft) nicht unterschreiben will, ist das sein Problem! Lade Dir hier die Formblätter Ausbildungsnachweis herunter (https://pferdewirtpruefung.de/wordpress/?page_id=86) und fülle den ganz genau aus. Der Ausbildungsnachweis ist auch gültig, wenn Dein Ausbilder ihn nicht unterschreiben will. Der hat nämlich die Pflicht, den Ausbildungsnachweis durchzusehen und zu unterschreiben. Wenn nicht, sein Problem.
  2. Du kannst eine zweiteFachrichtung als Berufsausbildung anhängen, musst es aber nicht. Du hast auch die Option, ganz normal als fertige Pferdewirtin zu arbeiten und dich dann nach § 45.2 zur Prüfung anzumelden. Wenn Du Dich 1,5 x 1 Jahr als arbeitende Pferdewirtin auf die neue Fachrichtung vorbereitest, kann Du Dich sofort zu Prüfung anmelden.
  3. Ich sage immer wieder, dass alle, die eine weitere Fachrichtung weiter erlernen wollen, aufpassen müssen, dass sie nicht von ihrem „Ausbildungsbetrieb“ ausgebeutet werden. Du bist ausgelernte Pferdewirtin, wertvoll für den Betrieb und bekommst aber kleines Geld. Da gibt es nicht nur einen Betrieb in Deutschland, der da schwach wird und die weitere Ausbildung vernachlässigt und Dich einfach nur arbeiten lässt. Manche „Ausbilder“ sind darauf noch stolz und brüsten sich über so viel Cleverness.
  4. Du lernst eine weitere Fachrichtung mit einem zweiten Berufsausbildungsvertrag. Damit hast Du das Recht, auch die Berufsschule zu besuchen. Denke daran, dass in den Fachrichtungen durchaus andere Inhalte geprüft werden und Du nur in der Berufsschule den Kontakt zu Auszubildenden Deiner neuen Fachrichtung bekommst.
  5. Die Zwischenprüfung musst Du nicht mehr machen, denn formal werden Dir ja zwei Jahre anerkannt. In der Zeit war die Zwischenprüfung. Wenn Du aber einen zweijährigen Vertrag abschließt, dann sollte die Zwischenprüfung noch gemacht werden. Aber: Grundsätzlich ist es bei den reitenden Fachrichtungen ganz ganz wichtig, zur Zwischenprüfung zu gehen, denn dort findet auch eine Beurteilung und Beratung über die reiterlichen Fähigkeiten und Entwicklungen statt. Und das von unabhängigen Prüfern. Wenn ein Ausbildungsbetrieb Dir das nicht ermöglich, dann weißt Du welche Eigenschaften Dein „Ausbilder“ an Dir schätzt: billig Arbeiten.
  6. Merkst Du übrigens jetzt, dass es sich lohnt, in die Gewerkschaft IG Bauen, Agrar, Umwelt einzutreten, um von denen Beratung und auch Rechtsschutz zu bekommen?
  7. Ich sende Dir den Namen meines Kollegen aus Schleswig Holstein per Mail, bestelle schöne Grüße von mir und rufe ihn bitte an. Wenn Dir einer im Norden helfen kann, dann …. .

Viele liebe Grüße und viel Glück

Berufsunfähig – welche Möglichkeiten bieten sich?

Arbeitsagentur 005Ich bin gelernte Pferdewirtin Z&H (frage mich immer, wie man sich heute
nennt, nachdem das „gesplittet“ wurde) und seit August letzten Jahres
berufsunfähig. Ich bin zur Zeit auf einem Kolleg um mein Abitur zu
machen. Jedoch kann ich mich nicht damit anfreunden, nach all den Jahren
und den vielen Lehrgängen, jetzt etwas ganz anderes zu machen. Der
Pferdevirus steckt noch in den Knochen.
Ich muss dazu sagen, im Stall kann ich definitiv nicht mehr arbeiten,
eine Umschulung ist vollkommen ok. Ich überlege halt nur, ob ich eine
Umschulung finde, wo ich das Wissen noch ein wenig einsetzen kann.
Vielleicht haben sie eine Idee.
Würde mich freuen von ihnen zu hören!
Mit freundlichen Grüssen!
Anke Wolter

Fairer Lohn nach der Prüfung?

goldbarren01
Vermögen lässt sich als Berufsanfänger beim Pferdewirt nicht bilden. Aber fair muss gute Arbeit schon bezahlt werden. Foto: DBB

Da es kaum verbindliche Tarife für Pferdewirte gibt, muss der Lohn Auge in Auge mit dem zukünftigen Arbeitgeber ausgehandelt werden.

Das ist gar nicht so einfach, denn einerseits möchte man zu Beginn des Berufslebens endlich auch einmal so viel Geld verdienen, dass die Eltern nicht mehr Hauptsponsor sind und andererseits nicht als massloser, gieriger Bewerber auftreten.

Ein guter Hinweis sind die gemeinsamen Empfehlungen der Arbeitgeber (Arbeitgeberverband der West- fälisch Lippischen Land- und Forstwirtschaft) und der Arbeitnehmer (Gewerkschaft Bauen Agrar Umwelt). Die beiden Sozialpartner sagen, dass ein Berufsanfänger als Pferdewirt

  • monatlich 1.832,00  brutto bei 40 Wochenstunden als fair und angemessen gelten kann. Das könnte etwa, je nach Alter und Lebenssituation, 1.200 € netto sein.