Warum bekomme ich so wenig Ausbildungsvergütung?

n.n. (dem Admin bekannt)

28.06.2018

Hallo,
Ich hätte da mal eine Frage, undzwar fange ich am 1.08 meine Ausbildung zum Pferdewirt in Sachsen-Anhalt an. In meinem Vertrag steht im 1. Ausbildungjahr 540 €, im 2. Ausbildungjahr 585 €, und im 3. Ausbildungjahr 630 €.
Das sind ganz andere Beträge als sie hier stehen.

Kann ich mit das ändern lassen ?

Meine Freundin hat es auch so, in ihrem Vertrag steht im 2. Ausbildungjahr 640 €, und im 3. Ausbildungjahr 680 €. Sie macht ihre Ausbildung in Hessen und da sind die auch ganz anders.

Was dürfen Pferdewirte an Lohn erwarten?

Arbeitsamt, MeyerArendt
Die Entlohnung muss so hoch sein, dass ein Berufsleben nicht bei Hartz4 endet. Ein Leben in Armut ist vielen Pferdewirten sicher.

Lisa, 1.5.2016:

Ich bin im dritten Lehrjahr und somit fast fertig. Nun habe ich ein Angebot aber keine Vorstellungen was ich an Gehalt erwarten darf. Könnt ihr mir helfen ?

Hallo Lisa,

gerne will ich Dir meine Gedanken dazu sagen. Allerdings bin ich ein wenig sprachlos, dass Du im dritten Ausbildungsjahr bist und Ihr in der Berufsschule noch nicht darüber gesprochen habt.

Gerne will ich da versuchen, Dir weiterzuhelfen. Das Problem bei den Pferdewirten ist, dass es keinen Tarifvertrag zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt. Dumm, weil so wenig Pferdewirte in der Gewerkschaft sind, kommt es nicht zu einem Tarifvertrag und das nutzen die Arbeitgeber schamlos aus.

Grundsätzlich musst Du wissen, dass es Löhne bei den Pferdewirten gibt, die unweigerlich in Armut führen. Du solltest wissen, dass ein Stundenlohn von 12,50 brutto pro Stunde und das 45 Jahre lang dazu führt, dass Du genau so viel Rente bekommst, dass Du nicht auf Hartz4 aufstocken musst. Wenn Du also weniger als 12,50 brutto pro Stunde verdienst, wirst Du in Armut enden, obwohl Du ein Leben lang sehr hart gearbeitet hast.

12,50 € brutto bedeutet bei einer 40 Stunden- Woche, dass Du mindestens 2.000 EUR brutto im Monat (vielleicht 1.400 netto)  verdienen musst. Mindestens. Wenn Du aber, wie in Pferdebetrieben üblich, 48 Stunden arbeiten musst, dann muss das 2.400 € brutto im Monat sein (vielleicht 1.600 netto).

Die will kein Betrieb zahlen? Dann überlege gut, was Du tun willst. Dich ausbeuten lassen und in Armut enden oder Dich in weitere Richtungen weiterzubilden oder den Beruf ganz verlassen. Ich rate dringend, sich nicht ausbeuten zu lassen. Ein Leben in Armut ist nicht witzig. Wahrscheinlich schreckt das in Deinem Alter noch nicht wirklich ab. Hat es mich auch nicht in Deinem Alter. Ich weiß aber, dass es verdammt hart und entwürdigend ist, wenn mann/frau in Armut trotz harter, lebenslanger Arbeit landet. Und dann gibt es im Leben ja auch noch Risiken. Ganz besonders bei den Pferdewirten, die haben ein ca. 30fach höheres Risiko zu verunglücken als z.B. eine Bürokauffrau. Wenn Du also wegen eines Unfalles den Beruf Pferdewirt/in nicht mehr ausüben kannst, dann gibt es auch nur Leistungen auf diesen Minilohn, den die meisten Pferdebetriebe zahlen. Leistungen, die oft im Krankheitsfall nur 60% des Lohnes sind! Wohlgemerkt nur auf die offizielle versteuerten Löhne, nicht auf schwarzes Geld, was da bei den Pferdewirten oft fließt, um halbwegs finanziell   über die Runden zu kommen.

Und dann, ganz zum Schluss rate ich Dir dringend, in die Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt einzutreten, Dein Ratgeber und Dein Rechtsschutz in einem Beruf, in dem Arbeitnehmerrechte ein Fremdwort sind, die ganze Seite hier ist voll davon.

So, jetzt kannst Du schimpfen über mich oder Du schluckst einmal und atmest tief durch und denkst in den nächsten Tagen einmal gut nach, wohin Dein Berufsleben so gehen soll. Du ganz allein bist für Dich zuständig. Nichts tun wird in Armut enden.

Einen schönen 1. Mai, der ja auch Tag der Arbeit ist.

 

S. (dem Admin bekannt), 12.02.2017
Nach erfolgreich abgelegter Abschlussprüfung mit Auszeichnung habe ich nun einen Betrieb gefunden, allerdings habe ich Bedenken bei der Bezahlung. 1200 € für eine 48 std Woche. Ist das überhaupt ein realistisches Gehalt für eine ausgelernte Fachkraft ?
Natürlich sind die Gehälter zwischen dem Bundesländern etwas unterschiedlich aber grenzt so ein Gehalt als Einstiegsgehalt für eine Fachkraft mit gesamtschnitt von 1,2 nicht an Ausbeute ? Ich bin irgendwie ratlos, vlt haben Sie einen Rat.
Vielen Dank und liebe Grüße
S.

Dietbert Arnold, 13.02.2017

Hallo S.,

das hat ja gut geklappt mit der Abschlussprüfung, nun beginnt das richtige Berufsleben, will heißen, jetzt geht es um faire Bezahlung, Lebensstandard und auch um eine spätere Rente. Lebensplanung ist gefragt.

Zunächst gilt erst einmal alles, was oben schon von mir geschrieben wurde. Zwischen 11.- und 13.- Euro sind ein fairer Stundenlohn, so sehen es auch Arbeitgeber und Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Berufen. 11.- bis 13.- EUR bedeutet immer brutto, also es gehen Steuern und Sozialversicherungen ab.

Grundsätzlich sind zwar 48 h/Woche erlaubt, Du solltest aber wissen, dass da so gut wie nie Freizeit für Dich herauskommt. Am Anfang wirst Du denken, dass ist egal, dass werde ich schon locker schaffen, aber nach einer längeren Zeit ist dann plötzlich eine riesige Überbelastung, die Dich leicht in eine Depression treiben kann. Ich sage Dir einfach aus Erfahrung mit ganz vielen Pferdewirten/innen, dass im Berufsleben die Grenze von 40 Stunden nicht langfristig überschritten werden sollte, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Jeder Mensch muss aus der Arbeitsmühle heraus, um dann wieder am Beginn der Woche freudestrahlend und leistungsfähig zu beginnen. Work-Life- Balance ist das Schlagwort.

Achte bitte darauf, dass vereinbart wird, dass Du jede zusätzliche Stunde auch vergütet bekommst. Es geht um Deine Rente, es geht um Krankengeld der Krankenkasse bei längerer Krankheit und natürlich auch um Lohnersatz bei Arbeitsunfällen.

Und natürlich musst Du einen schriftlichen Arbeitsvertrag mit dem Betrieb abschließen. Ich empfehle Dir, einfach auch mal in die Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt einzutreten, denn denen kannst Du dann den Arbeitsvertrag mal zur Begutachtung vorlegen. Die Gewerkschaftler sehen in vielen Fällen ganz rasch, ob da Fallstricke im Vertrag sind, die Dich benachteiligen. Zum Erwachen sein und zum Berufsleben gehört auch eine Gewerkschaft. So denke ich jedenfalls.

Noch ein Tipp: Du kannst mit Deinem Betrieb auch ausmachen, dass Du ein Arbeitszeitkonto führst. Weniger Arbeiten, wenn nichts los ist und mehr arbeiten, wenn die Hütte brennt. Aber: Auch dann hat bei einer 40h- Woche das Jahr nur 2088 Stunden. Das muss der Massstab sein.

Wenn sich ein fairer Lohn nicht durchsetzen lässt, dann überlege wirklich, durch weitere Ausbildung, Fortbildung oder Studium Dich weiter zu qualifizieren und schaue dabei auch in Nebenbereiche des Pferdewirtes/in. Ein Leben in Armut, das bietet Dir der Betrieb hier mit 1.200.- brutto bei 48 h, das hast Du nicht verdient. Ausbeuten lassen, das darfst Du Dir von Beginn an nicht gefallen lassen!

Jetzt weißt Du, was ich Dir rate. Entscheiden musst Du jetzt.

 

Psychisch und körperlich total am Ende

n.n. (dem admin bekannt)

Hallo Herr Arnold,

erstmal möchte ich sagen, dass ich es ganz toll finde, dass es diese Plattform für Pferdewirte gibt. Dennoch bin ich schockiert das es immer noch diese Zustände in den Betrieben gibt. Bin aber auch froh zu sehen das es mitlerweile eine Gewerkschaft für Pferdewirte gibt. Meiner Meinung nach muss es in diesem ganzen Berufsstand mal einen gewaltigen Knall geben, es ist unglaublich das die zuständigen Stellen wissentlich solche Zustände dulden.

Ich jedenfalls bin durch das, was ich alles in meiner Ausbildung erleben musste, psychisch und körperlich total am Ende.

Endlich: Der Mindestlohn kommt!

Damit Menschen nicht arm werden, ist ein Mindestlohn von 8,50 je Stunde die unterste Grenze für eine menschenwürdige Entlohnung.
Damit auch Pferdewirte endlich fair und menschenwürdig entlohnt werden, gibt es ab dem 1.1.15 einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 EUR/Stunde brutto.

Besonders Pferdewirte/innen haben auf diesen Beschluss der Bundesregierung gewartet: Der gesetzlich festgelegte Mindestlohn von 8,50 EUR/Stunde brutto kommt am 1. Januar 2015. Noch in diesem Sommer soll das Parlament und der Bundesrat das neue Gesetz beschließen. Mit einer Zustimmung beider Häuser ist wegen der Mehrheitsverhältnisse der Regierungskoalition zu rechnen.

Der Mindestlohn gilt

  • deutschlandweit,
  • auch für Ausländer, die in Deutschland arbeiten,
  • für alle Branchen,
  • für Langzeitpraktikanten
  • auch für Pferdewirte/innen, Pferdepfleger, Stallmister und Reitlehrer/innen!

Nur ganz wenige Ausnahmen wird es nach Sylvester 2014 geben:

  • Kinder und Jugendliche ohne Ausbildung
  • Auszubildende
  • Ehrenamtliche, die z.B. in Reitvereinen als Übungsleiter tätig werden
  • Langzeitarbeitslose im ersten halben Jahr ihrer Beschäftigung
  • Pflichtpraktikanten (Schule, Universität, Ausbildung)
  • Schnupperpraktika unter 6 Wochen

Was verdient dann ein Pferdewirt/in mit 25 Jahren, Steuerklasse 1, Mitglied der Kirche, unverheiratet und ohne Kind:

Mindest- Lohnabrechnung bei einer 40h/Woche (2088 h/Jahr)

  • 1479,00 EUR brutto/ Monat
  • 97,61 EUR Steuern/ Monat
  • 302,09 EUR Sozialabgaben
  • = 1097,30 EUR netto/ Monat bei einer 40h/Woche

Mehrarbeit muss entsprechend vergütet oder aber abgebummelt werden.

Mindest- Lohnabrechnung bei einer 46h/ Woche (2400h/ Jahr)

  • 1700,00 EUR brutto/ Monat
  • 159,75 EUR Steuern/ Monat
  • 347,23 EUR Sozialabgaben/ Monat
  • = 1193,02 EUR netto/ Monat bei einer 46h/ Woche

Ein fairer Lohn für ausgelernte Pferdewirte/innen beginnt mit EUR 12,00 je Stunde brutto. Das wäre ein Anfangsgehalt eines Pferdewirtes/in, das sich bei zusätzlicher Verantwortung und Qualifikation dann erhöht. Warum ist dieser Lohn als fair zu bezeichnen? Es ist der durchschnittliche Anfangslohn für landwirtschaftliche Fachkräfte, also z.B. Tierwirt und Landwirt. Diese Lohnabrechnung sollte etwa so aussehen:

  • 2088,00 EUR brutto/ Monat bei 40h/Woche
  • 259,15 EUR Steuern/Monat
  • 426,47 EUR Sozialabgaben/Monat
  • = 1402,38 EUR netto /Monat bei einer 40h/ Woche

 

 

Fairer Lohn nach der Prüfung?

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Vermögen lässt sich als Berufsanfänger beim Pferdewirt nicht bilden. Aber fair muss gute Arbeit schon bezahlt werden. Foto: DBB

Da es kaum verbindliche Tarife für Pferdewirte gibt, muss der Lohn Auge in Auge mit dem zukünftigen Arbeitgeber ausgehandelt werden.

Das ist gar nicht so einfach, denn einerseits möchte man zu Beginn des Berufslebens endlich auch einmal so viel Geld verdienen, dass die Eltern nicht mehr Hauptsponsor sind und andererseits nicht als massloser, gieriger Bewerber auftreten.

Ein guter Hinweis sind die gemeinsamen Empfehlungen der Arbeitgeber (Arbeitgeberverband der West- fälisch Lippischen Land- und Forstwirtschaft) und der Arbeitnehmer (Gewerkschaft Bauen Agrar Umwelt). Die beiden Sozialpartner sagen, dass ein Berufsanfänger als Pferdewirt

  • monatlich 1.832,00  brutto bei 40 Wochenstunden als fair und angemessen gelten kann. Das könnte etwa, je nach Alter und Lebenssituation, 1.200 € netto sein.

Was müssen Pferdewirte verdienen?

Grundsicherung
Für gute Arbeit muss es faire Löhne geben, die ein würdevolles Alter erlauben.

Die Grundsicherung beträgt derzeit 676 Euro. Wer weniger verdient, hat Anspruch auf Hilfe vom Staat. Um genau diese Rente im Alter zu bekommen, müsst Ihr 45 Jahre genau 9,47 Euro brutto bei Vollzeitbeschäftigung verdienen.

Alle diejenigen, die weniger verdienen, und das sind die meisten Pferdewirte, werden im Alter so arm sein, dass sie ohne Hilfe des Staates nicht überleben können und werden niemals mehr als 676 Euro zur Verfügung haben.

Wer ein Leben lang 10,36 € brutto je Stunde verdient, gilt zwar offiziell nicht mehr als arm, bekommt deshalb kein Geld zum Lebensunterhalt vom Staat, bezieht aber dennoch nur einen sog. Niedriglohn.

Ein Großteil der Pferdewirte wird, obwohl durchgehend 45 Jahre erwerbstätig, auf die Hilfe des Staates angewiesen sein. Armut ist vorprogrammiert, obwohl ein Leben lang gerackert.

Alle diejenigen übrigens, die miserable Stundenlöhne durch Schwarzarbeit (Beritt, Provisionsprozente, Reitunterricht, usw.) aufgepeppt haben, werden im Alter erfahren müssen, dass Einkommen aus Schwarzarbeit zwar kurzfristigen Luxus bringen, im Alter aber leider auch schwarz bleiben und zu bitterer Armut führen.

Was bedeutet das für Euch: Arbeitet nicht unter einem Stundenlohn von 10,50 brutto je Stunde. Alles andere führt in bittere Armut. Das solltet Ihr wissen.

*Alle Daten mit Stand 2013

 

Mein Chef haut mich übers Ohr

    • Sarah

    Ich habe gerade akut ein Problem. Ich bin 24 Jahre alt und arbeite in einem Bereiterstall. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung, aber schon von Kinderbeinen an mit Pferden zu tun. Deshalb hab ich letztes Jahr im Dezember im Pferdestall das Arbeiten angefangen.

    Eigentlich fing da das Problem schon an. Ich habe am 01.12.2010 zu arbeiten begonnen. Erste Absprache war, das ich Teilzeit anfange, also von 07:00 bis 12:00 Uhr. Denn er kann sich keine zweite Kraft in Vollzeit leisten (Seine vorherige Angestellte war krank geschrieben und es war noch unklar ob sie wieder kommt). Ich bekomme von ihm 600,00 € netto für eine 6 Tage Woche mit 30 Stunden. Schien mir okay. Nach ca. 1 bis 2 Wochen kam dann schon die Anfrage ob ich nicht doch Vollzeit arbeiten kann (50 Std Woche, Überstunden noch nicht dazu gerechnet). Klar konnte ich. Ich habe auch 2 eigene Pferde, die ich natürlich bei ihm einstellen kann, was ja das beste wäre. Hab ich dann auch gemacht. Da ich ja bei ihm arbeite verlangt er nur das Futtergeld (100,00 € pro Tier) Natürlich habe ich absolut nichts schriftlich bekommen in der Zeit. Weder einen Arbeitsvertrag noch einen Vertrag wegen meiner Pferde.

    Es war dann klar dass meine Vorgängerin nicht mehr kommt und daraufhin erfuhr ich dass er mich nun bald anmelden könne… Er hat mir dann erklärt er könne mich nur Teilzeit (in meiner Welt sind das 20/25 Std die Woche) anmelden, denn er hat kein Geld! (Berittstall mit Platz für 21 Pferde, 2-Mann Betrieb) Ich war damit einverstanden, aber nur mit der Bedingung dass es nach kurzer Zeit ein Vollzeit Vertrag wird, denn das habe ich ja schliesslich auch gearbeitet. Hat er zugestimmt. Ab 01.03.2011 war ich endlich angemeldet. Die Zeit vorher war einfach „Praktikum“. Arbeitsvertrag liegt in seiner Ablage, denn bekomm ich schon noch. Fakt: Bis heute nicht. Ich habe weiterhin 600,00 € netto bekommen. Plötzlich wollte er 400,00 € für die Pferde und misten durfte ich sie nur meiner Freizeit. Das Futtergeld will er doch nicht. Sehr verwirrend…

    Die ganze Zeit wurden Versprechungen gemacht, nicht gehalten. Worte wurden im Mund umgedreht. Psychische Spiele fingen an, in Form von dass ich ernsthaft immer dachte dass ich an ALLEM Schuld sei. Er hatte mich oft so im Griff dass ich übelst krank trotzdem kam um zu schuften. Er hatte extrem viel Freizeit weil alles auf mich abgeladen wurde. Und immer wenn ich das Handtuch schmeissen wollte, war er so nett und fürsorglich… Da hatte ich ernsthaft ein schlechtes Gewissen!!!

    Ende September, Anfang Oktober erfuhr ich durch einen Zufall dass ich lediglich auf 14 Stunden Basis angemeldet bin! Während der ganzen Zeit habe ich zwar eine Gehaltsabechnung bekommen auf der ein minimaler Betrag von 420,00 € brutto stand, aber er hat ich immer beruhigt, dass das schon so stimme…

    Nun ist es so dass ich seit dem 27.10.2011 krank geschrieben bin, da man unter anderem einen Bandscheibenschaden festgestellt hat. Nun ist für mich klar dass ich das nutzen kann um abzuspringen. Als ich mit ihm reden wollte, kamen nur Vorwürfe. Ich habe keine Schmerzen, ich ziehe lediglich eine Show ab! Und im Übrigen wolle er nun von mir 10,00 € tgl für das misten meiner Pferde! Er will nächste Woche dann abrechnen.

    Jetzt (viel zu spät, wie immer) krieg ich mit dass er Sozialversicherungsbetrug begangen hat. Unter anderem auch damit dass er Sachleistungen (meine Pferde, Frühstück) nicht in den Gehaltszettel mit versteuert hat. Und noch einiges mehr. Das Versprechen dass ich einen Vollzeitvertrag bekomme, habe er so nie gesagt… Nun war ich eine Schwarzarbeiterin und stecke mit in der Klemme, oder? Dann hat er versucht mich zu erpressen mit meinen Pferden. Er will nicht dass ich gehe (logisch, wer ist auch so bescheuert wie ich!!!) Ich habe gestern meine Vorgängerin angerufen und wollte wissen was da los war. Sie ging wegen Burn-out. Bei ihr genau das selbe! Aber ganz genau! Als sie gehen wollte wurde auch verrechnet…

    Was kann ich jetzt tun? Er kündigt mich nicht, das ist mein Problem. Mein Arzt stellt mir zwar was aus, zwecks der Sperre, aber was soll ich bitte dem Arbeitsamt erzählen? Warum ich solange für so wenig Geld gearbeitet habe???

    Können Sie mir helfen?

  • Dietbert Arnold

Meine Güte Sarah,

wie kann es passieren, dass Du Dich mit immerhin 24 Jahren so übers Ohr hauen lässt? Vielleich hättest Du vorher in der Berufsschule einmal den Politikunterricht ernster nehmen sollen. Da gibt es z.B. das Arbeitszeitgesetz, da gibt es das Nachweisgesetz, da habt Ihr in der Schule doch sicher über Arbeitsverträge gesprochen! Also ganz, liebe Sarah, kann ich Dir eine gewisse Gutgläubigkeit nicht absprechen. Ist doch ein bisschen naiv, sich so im Leben rumschubsen zu lassen.

Trotz allem, natürlich lasse ich Dich hier nicht im Regen stehen. Nicht umsonst habt Ihr im Unterricht schon einmal über die Interessenvertretung von Arbeitnehmern gesprochen. Genau, ich meine die Gewerkschaft. Und genau die brauchst Du jetzt ganz dringend. Für Dich ist die Pferdewirtgewerkschaft, die IG Bauen, Agrar, Umwelt zuständig.

Eine Gewerkschaft ist aber immer nur für ihre Mitglieder zuständig. Nur dann kann sie tätig werden und helfen. Ja, wenn Du Dich jetzt entschließen könntest, Mitglied der IG Bauen, Agrar, Umwelt zu werden, dann könnten die Arbeitsrechtsexperten Dich zunächst einmal vernünftig beraten und notfalls auch gerichtlich gegen Deinen Chef vorgehen. Dann jedenfalls wärst Du nicht alleine und hättest eine kompetente und starke Unterstützung.

Ideal wäre natürlich, dass sich möglichst viele aus der Pferdebrance schon von Beginn an in der IG Bauen, Agrar, Umwelt organisieren würden. Dann nämlich ständen noch viel mehr Beträge zur Verfügung, Notfällen wie Dir zu helfen. Vergiß bitte nicht, Rechtsberatung für ihre Mitglieder kostet einer Gewerkschaft schon Geld, schließlich muss eine Gewerkschaft auch Löhne für ihre Mitarbeiter bezahlen. Aber das soll nicht heißen, dass die IG Bauen, Agrar, Umwelt Dir als neues Mitglied nicht helfen will. Vielleicht werden ja jetzt doch einige, die diesen Beitrag lesen, nachdenklich und überlegen einmal, in die IG Bauen, Agrar, Umwelt einzutreten.

Falls Du einen Kontakt zur Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt suchst, schreibe mir, wo Du lebst und dann kann ich Dir die zuständige Region der Gewerkschaft mit einem kompetenten Kollegen nennen.

  • Nachtrag 1:

Sarah hat einen kompetenten Ansprechpartner der IG Bauen, Agrar, Umwelt in ihrer Region genannt bekommen und wird sich jetzt hoffentlich erfolgreich gegen ihre menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen durchsetzen können. Auffällig ist derzeit eine deutliche Häufung von Pferdewirten und Pferdewirtauszubildenden, die den Rechtsschutz ihrer Gewerkschaft in Anspruch nehmen müssen.

  • Nachtrag 2:

Sarah wird jetzt durch die IG Bauen, Agrar, Umwelt in Nürnberg vertreten. Für Sarah eine schöne Situation zu Weihnachten, für Ihren Chef eher ein Weihnachten, an das er noch lange zurückdenken wird.