Psychisch und körperlich total am Ende

n.n. (dem admin bekannt)

Hallo Herr Arnold,

erstmal möchte ich sagen, dass ich es ganz toll finde, dass es diese Plattform für Pferdewirte gibt. Dennoch bin ich schockiert das es immer noch diese Zustände in den Betrieben gibt. Bin aber auch froh zu sehen das es mitlerweile eine Gewerkschaft für Pferdewirte gibt. Meiner Meinung nach muss es in diesem ganzen Berufsstand mal einen gewaltigen Knall geben, es ist unglaublich das die zuständigen Stellen wissentlich solche Zustände dulden.

Ich jedenfalls bin durch das, was ich alles in meiner Ausbildung erleben musste, psychisch und körperlich total am Ende.

Info-Line „Faire Arbeit Jetzt!“ gestartet

Hier findet Ihr Hilfe von der IG Bauen Agrar Umwelt
Hier findet Ihr Hilfe von der IG Bauen Agrar Umwelt

In Deinem Job läuft was unfair? Du willst wissen, was Deine Rechte sind? Was Du und Deine Kollegen tun können? Dafür gibt’s jetzt den kurzen Draht zur IG BAU: Unter der bundesweiten Infoline 0391 – 40 85 232 (normaler Festnetztarif) gibt’s Unterstützung und Kontakt zu einem IG BAU-Profi aus Deiner Gegend.

Die Info-Line „Faire Arbeit Jetzt!“ ist ein Service der IG BAU für Arbeitnehmer aus Betrieben rund um Bauen, Gebäudereinigung, Baustoff und „Grüne Berufe“ wie z.B. Pferdewirt/in.

Sie ist erreichbar Mo – Fr. 7.00 – 20.00, Sa 9.00 – 16.00. Es fallen nur die normalen Telefongebühren für Anrufe ins deutsche Festnetz an.

Arbeitsalltag eines Pferdewirtes/in

Autosave-File vom d-lab2/3 der AgfaPhoto GmbHn.n, 2.9.2013:

Es wäre schön, wenn sich endlich jemand für die Arbeitsbedingungen und die Löhne der Pferdewirte einsetzen würde.

Es wäre schon hilfreich wenn die Betriebe regelmäßig kontrolliert werden, ob die Arbeitsschutzgesetze eingehalten werde und wenn nicht, sollten auch die vorgesehenen Strafen bezahlt werden müssen. Außerdem sollte ein bundeseinheitlicher Mindestlohn für Pferdewirte sowie ein Tarifvertrag eingeführt werden, wo auch Weiterbildungen und der LKW Führerschein berücksichtigt werden.

Der Arbeitsalltag der Pferdewirte ist wirklich schlimm, da spreche ich aus eigener Erfahrung: 50, 60 Stunden und mehr sind eher die Regel und nicht die Ausnahme. Das fängt schon bei der Ausbildung an.

Die Löhne der Lehrlinge sind wenigstens schon Tariflich geregelt, aber danach stehen die Pferdewirte mit Hungerlöhnen da.

Lt. Vertrag 48 Std.-Woche aber meistens eher 70-90 Std. bei 1000,– € Nettolohn, das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Wenn man was sagt, heißt es nur „Dann hättest du was anderes lernen sollen, hier ist das nun einmal so und wenn es dir nicht passt kannst du ja gehen“.

Überstunden ohne Ende – Ausgleichszahlung oder Freizeitausgleich – Fehlanzeige! Einhaltung des Arbeitsschutzgesetzes – Fehlanzeige!

Zitat: Wir gehören zur Landwirtschaft, da gelten andere Bedingungen.

Freizeit!

Man muss schon froh sein wenn man regelmäßig einen freien Tag in der Woche bekommt.

Urlaub!

Wenn du sehr viel Glück hast, bekommst du wenigsten teilweise deinen vertraglich festgelegten Urlaub!

Äußerungen der Chefs:

Ich glaube Turnierbegleitung gehört gar nicht zur Arbeitszeit, da tust du eh nicht so viel

da brauche ich dir keinen extra freien Tag geben. Mit mir wird es keinen höheren Lohn geben, ich zahl allen das gleiche, geh zum Beerbaum da musst du für gleiches Geld noch mehr arbeiten.

Gearbeitet wird bis alles fertig ist, egal was im Vertrag steht. usw…..

Mit solchen Aussagen könnte ich mittlerweile ein Buch füllen.

Zur Zeit liegt meine Arbeitsstelle in der Nähe meiner Eltern, so dass ich Zuhause Wohnen und Essen kann, denn eine eigene Wohnung kann ich mir gar nicht leisten. Die Kaltmieten hier liegen bei 350 bis 500 € für eine kleine 2-Zimmer Wohnung, die Mieten für ein Appartement sind auch nicht viel billiger. Auf ein Auto kann ich bei diesen Arbeitszeiten auch nicht verzichten, da der Betrieb zu weit weg ist um zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren und die öffentlichen Verkehrsmittel auf meine Arbeitszeiten nun mal keine Rücksicht nehmen. Eine Wohnung oder ein Zimmer in der Nähe des Hofes ist nicht zu bekommen da er zu abgelegen ist.

Ich liebe meinen Beruf und möchte auch weiter machen, aber ich weiß nicht, ob ich mir das auf Dauer leisten kann.

Angenommen ich mache doch weiter, bin ich im Alter sicher Harz IV-Empfänger oder ein Sozialfall, da ich gar kein Geld habe um für den Ruhestand vorzusorgen.

Von den Lehrlingen die mit mir die Prüfung abgeschlossen haben, haben sich bereits mehr als die Hälfte etwas anderes gesucht. Wie soll das weitergehen?

Ich hoffe nur, das alles doch noch besser wird, da es eigentlich immer mein Traum war mit Pferden zu arbeiten und ich dies sehr vermissen würde.

Ich hoffe doch, das mein Name nicht veröffentlicht wird, da ich sonst gleich meine Kündigung bekomme.

Mit freundlichen Grüßen

n.n.

Die Guten verlassen den Beruf!

Die erfolgreichsten Pferdewirte kehren dem Beruf stumpf den Rücken.

Als bei der Stensbeck- und Graf- Lehndorff- Feier die erfolgreichen Pferdewirtazubis gefragt wurden, was sie denn so zu tun gedenken, wurde es im Saal immer unruhiger. Fast 70%, so wurde vereinzelt geschätzt, verlassen den Beruf und wollen sich beruflich neu orientieren. Das restliche Drittel geht nach Hause und übernimmt mittelfristig den elterlichen Betrieb. Zum Schluss flammte immer dann Beifall auf, wenn ein Azubi einmal sagte, dass er im Beruf bleiben wolle.

Rette sich wer kann!

Bloss weg aus den Pferdebetrieben, die Guten retten sich in andere Berufe oder die elterliche, geborgene Selbständigkeit.

Ist das ein Wunder? Krankmachende Arbeitszeiten, unsichere Arbeitsbedingungen, keinerlei finanzielle Sicherheit, menschenunwürdige Behandlung durch schreiende, nörgelnde und maßlose Chefs, keinerlei Rücksicht auf die grundlegenden, selbstverständlichen Bestimmungen des Arbeits- und Sozialrechts.

Menschenunwürdige Bedingungen für eine gute, engagierte Arbeit! Das passt nicht zusammen, da gehen viele weg! Wen wunderts.

Der Berufsstand muss sich ernsthaft Sorgen machen. Wenn die Guten den Beruf verlassen, wird es trostlos mit dem Berufsnachwuchs und der Qualität der Pferdewirte. Mittelfristig würde sich der Beruf überleben. Pferde ohne Pferdewirte.