- n.n.
Ich stehe im Moment an einem Punkt, an dem ich mich entscheiden muss, wie es weitergeht. Ich bin Pferdewirtschaftsmeisterin – SP Reiten, 30 Jahre alt und zur Zeit noch in ungekündigter Stelle auf einer Reitanlage in NRW als Betriebsleiter angestellt.
Meine Meisterprüfung habe ich als Lehrgangsbeste beendet unter anderem aufgrund sehr guter Leistungen in sämtlichen theoretischen Fächern. Ich habe die Schule mit dem Abitur abgeschlossen und inklusive Ausbildungszeit mittlerweile 10 Jahre Berufserfahrung.
Vor einigen Jahren habe ich einen schweren Unfall gehabt, so dass ich jetzt schon weiß, dass meine körperliche Belastbarkeit in den nächsten Jahren sicherlich nicht besser wird, auch wenn jetzt noch alles in Ordnung ist.
Nun hat mich ein Bekannter auf die Idee gebracht, mich zu erkundigen, ob ich mich mit meiner Qualifikation nicht auch als Quereinsteiger Berufsschullehrer für Pferdewirte werden könnte. Können Sie mir hier weiterhelfen? Geht so etwas? An wen kann ich mich sonst wenden?
- Dietbert Arnold
Das wäre eine gute Idee. Jetzt kommt aber das berühmte ABER: Um als Lehrer an einer Berufsschule zu arbeiten, brauchst Du als Grundbedingung ein wissenschaftliches Studium (Früher Staatsexamen, heute Master). Danach kommt die zweite Ausbildung, das Referendariat mit dem 2. Staatsexamen. Da in manchen Fächern Lehrer fehlen, werden dort auch Quereinsteiger genommen. Aber auch nur, wenn ein wissenschaftlicher Studienabschluss (Master!) vorliegt. Deine Möglichkeit sehe ich derzeit für das Lehramt nur so: Die Meisterprüfung ist auch die Hochschulberechtigung und so könntest Du ein Lehramtsstudium beginnen. Mindestens 8 Semester an der Uni und 2 Jahre Referendariat. Das Lehramtsstudium muss zwei Fächer beinhalten. Landwirtschaft oder gar Pferde gibt es nicht, also Bio, Physik, Chemie, usw. zu Deutsch oder Mathe. Erst im Referendariat gibt es eine Spezialisierung auf Garten- und Landbauwissenschaften. Ob Du dann eine Anstellung oder gar eine Tätigkeit bei den Pferdewirten bekommst, ist von der dann herrschenden Lehrerversorgung abhängig. Und bitte vergiss nicht: Ein Bachelorstudium zählt nicht für das Lehramt! Lasse Dir da nichts vormachen.
Hallo,
also ich weiß nicht wie es in anderen Bundesländern aussieht, aber in Bayern gibt es Studiengänge die direkt auf das Berufsschullehramt vorberreiten, so gibt es z. B. an der TU den Studiengang Lehramt an beruflichen Schulen – Berufliche Bildung, Fachrichtung Agrarwirtschaft Teil 1, das wäre ja dann evtl. auch ein passender Studiengang. Teil 1 ist der Bachelor Teil 2 der Master und anschließend kann man ins Referendariat einsteigen. Auf dieser Website: http://portal.mytum.de/studium/studiengaenge/berufliche_bildung_agrar#L findest du noch mehr über dieses Studium.
Viele Grüße
Franzi
Hallo Franziska,
Derzeit ist vieles im Fluss. Auch die Lehrerausbildung wird langsam aber sicher auf Bachelor + Master umgestellt. Auch gibt es dann in einigen Bundesländern eine spezielle Ausbildung für Berufsschullehrer. Bisher studierte man Lehramt für die Sekundarstufe II und ging in ein Referendariat für die Berufsschule. Auch wird diskutiert, das Referendariat in das Studium zu integrieren.
Berlin bietet auch einen Studienabschluss für Lehrer im Agrarbereich an.
Kurz und gut, derzeit ist es an fast allen Universitäten verschieden und Ihr müsst Euch wirklich gut informieren. Eines aber scheint aus meiner Sicht aber sicher zu sein: Ohne Master kein Berufsschullehrer/in.
Und dann noch ein ganz wichtiger Hinweis: Prüft bitte ganz genau, welches Bundesland z.B. den bayerischen Abschluss anerkennt. Mittlerweile sind sich die Bundesländer schon längst nicht mehr einig. Lehrer in einem Bundesland heißt leider nicht mehr Lehrer in ganz Deutschland. Doof aber Fakt.
Danke Franzi für die Info, vielleicht schreiben ja noch mehr Nutzer/innen über die Situation in ihrem Bundesland.
Hallo,
ist es dafür zwingend notwendig auf Lehramt zu studieren ? Oder würde auch ein Master im Agrarbereich und anschließendes Referendariat funktionieren ? Gibt es sonst noch Wege sich normal oder als Quereinsteiger zum Berufsschullehrer zu qualifizieren ?
Danke
Du hast sicher schon oben gelesen, dass es nicht die eine Antwort gibt. Generell ist es so, dass viele Bundesländer auch sog. Quereinsteiger einstellen. Bitte das nicht mit den Quereinsteigern bei den Pferdewirten verwechseln. Im Lehramt sind das Masterabsolventen die nur deshalb eingestellt werden, weil es keine entsprechend ausgebildeten Fachlehrer auf dem Markt gibt. Die müssen dann auch noch das Referendariat machen. Meist 1,5 bis 2,5 Jahre. Auch wieder je nach Bundesland verschieden. Eine Prognose bei Studienbeginn abzugeben, ob in diesem oder jenem Fach keine abgeschlossenen Lehramtsstudenten auf dem Markt sind und deshalb Masterstudenten als Quereinsteiger eingestellt werden, ist natürlich schwierig zu sagen. In aller Regel nehmen Schulen natürlich lieber traditionell ausgebildete Lehrer.
Auf jeden Fall musst Du Dich bei den einzelnen Kultus-/ bzw. Bildungsministerien erkundigen, welche Anforderungen sie stellen. Und dann ist da ja auch noch das Problem, dass nicht jedes Bundesland jeden Abschluss aus einem anderen Bundesland anerkennt.
Und ganz zum Schluss: Natürlich gibt es keinen Lehrer für Pferdewirte. Maximal nur für Agrarwirtschaft. Ob Du damit dann eine Pferdewirtklasse bekommst? Die Wahrscheinlichkeit ist gering, wenn Du Dir einfach mal das Verhältnis von Azubis in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tierwirtschaft, Gartenbau zu den Zahlen in der Pferdewirtschaft ansiehst. Na, und eines ist natürlich auch klar: Mobilität ist in so kleinen Ausbildungsberufen eigentlich zwingend.
Wenn Du im Laufe der Zeit mehr Infos hast, dann wäre es gut, wenn Du uns Dein Wissen zur Verfügung stellst. Du kennst ja die Adresse hier.
Ich studiere derzeit im letzten Semester Landwirtschaft als Bachelorstudiengang und würde gerne den Weg gehen, als Quereinsteiger als Berufsschullehrer zu starten. Über den Weg habe ich mich bereits schlau gemacht, allerdings habe ich noch ein paar offene Fragen.
Ich weiß, dass eine 2 jährige Berufserfahrung vorausgesetzt wird. Wissen Sie wie diese Erfahrung aussehen muss? Ich arbeite derzeit Teilzeit neben dem Studium als Pferdewirtin und würde gerne wissen, ob diese Zeit als Berufserfahrung angerechnet wird.
Zudem wollte ich fragen, ob eine zweite Ausbildung als Berufserfahrung gewertet wird, oder auch wieder als Lehrzeit. Ich habe bereits die Ausbildung zur Pferdewirtin mit dem Schwerpunkt Haltung und Service absolviert und überlege derzeit eine zweite Ausbildung Schwerpunkt Reiten zu machen. Sinn machen würde für mich diese Ausbildung allerdings nur, wenn sie als Berufserfahrung eingestuft wird.
Ich habe auch bereits in Erfahrung gebracht, dass ein Master Abschluss gefordert ist. Wissen Sie, ob das der Abschluss einer Universität sein muss, oder ob ein Masterabschluss einer Hochschule den gleichen Stellenwert hat?
Wissen Sie, an wen ich mich in meinem Falle wenden muss, wenn ich noch weitere Fragen habe?
Hallo Juliane,
der ganz normale Weg Lehrer zu werden geht über ein achtsemestriges Lehrerstudium (Master) und anschließendes Referendariat von ca. 1,5 Jahren. Circa steht da, weil Schule Ländersache ist und es durchaus Unterschiede gibt. Erkundigen musst Du Dich immer bei der zuständigen Behörde, meist Kultusministerium oder Senatorische Behörde. Wenn Mangel in manchen Berufen in der Berufsschule besteht, dann werden auch sog. Quereinsteiger genommen. Das können Ingenieure sein, die dann ohne Lehrerstudium zum Referendariat zugelassen werden. Aber auch hier: Zulassungsvoraussetzung ist immer Master. Das ist jedenfalls mein Wissensstand. Wenn Dich ein Bundesland als Bachelor anstellt, dann kannst Du nicht als „vollwertiger“ Lehrer (Studienrat/in) sondern höchstens als Fachlehrerin (Inspektor/in) tätig werden. Denke ich jedenfalls. Mehrere Gehaltsstufen unter einer Lehrerin und wahrscheinlich mit gleicher Tätigkeit. Doof, gleiche Arbeit bei deutlich weniger Geld als der Lehrer in der Nachbarklasse. Die Bestimmung, dass Du zwei Jahre Berufserfahrung benötigst, ist nicht überall üblich. Auch hier musst Du Dich bei der Behörde erkundigen, die Dich einstellen soll.
Kurz und gut, achte darauf, in welche Gehaltsstufe Du eingestuft werden sollst. Lehrer an Berufsschulen verdienen nach A 13, Bachelorabschlüsse werden mit A 9 bezahlt. Zwischen A9 und A13 liegt eine imaginäre Grenze, die zwischen gehobenen und höheren Dienst. Und genau diese Grenze kannst Du ohne Master nicht überwinden. Das heißt, irgendwann, wenn Du Dich auf eine Lehrerstelle bewerben willst, scheitert das an Deiner Einstufung und nicht an Deinem Können. Auch wird es schwierig werden, das Bundesland zu wechseln. Damit bist Du persönlich festgelegt, weißt Du wo Dich das Leben noch hinführt oder hinführen wird?
Ja, Juliane, hoffentlich habe ich Dich jetzt nicht verwirrt, aber das mit dem öffentlichen Dienst ist nun mal so eine Sache. Viele Vorteile, aber auch Nachteile. Du entscheidest Dich, nicht ich.
Hallo,
Ich weiß nicht ob diese Seite noch aktiv ist aber vielleicht kann mir ja geholfen werden 🙂
Ich habe meinen Bachelor in Agrarwissenschaften absolviert und schreibe gerade meine Masterarbeit im Master Pferdewissenschaften. Ich überlege aktuell wie es beruflich für mich weitergehen soll und habe schon länger über einen Quereinstieg als Berufsschullehrer für Pferdewirte nachgedacht. Was für Qualifikationen würden mir denn dafür noch fehlen, müsste ich noch ein Referendariat machen oder ist das individuell und vom Lehrerangebot abhängig?
Würde man sich direkt bei einer Berufsschule für einen Quereinstieg bewerben?
Vielen Dank!
Na, dann will ich mal versuchen Dir zu helfen. Dabei ordne ich einmal die wesentlichen Dinge für Dich, die ich aus Erfahrung immer wieder erklären musste. Also, wenn Du manche Dinge schon wusstest, dann denke nicht, ich halte Dich für dumm.
1. Schule ist Ländersache. Also jedes Bundesland kann abweichende Regeln haben. Deshalb musst Du Dich immer in den Bundesländern erkundigen. Macht Arbeit, bietet aber auch Chancen, wenn Du nicht ortsgebunden bist.
2. Die klassische Linie ist immer 1. (Master) und 2. Staatsprüfung (Referendariat). Unter acht Semestern geht gar nichts.
3. Du musst auf ein Lehramt studiert haben. Ein Lehramt für Pferdewirte gibt es nicht. Ein Lehramt ist z.B. Agrarwirtschaft und Gartenbau.
4. Es wird sehr unwahrscheinlich sein, direkt in Pferdewirtklassen zu kommen, weil davon gibt es nur sehr wenige in Deutschland. Die Pferdewirte sind fast immer an landwirtschaftlichen Berufsschulen angesiedelt und die erwarten natürlich, dass Du als Lehrerin alle landwirtschaftlichen Berufe unterrichten kannst.
5. Nur wenn Du die sturen Eingangsvoraussetzungen erfüllst, hast Du generell eine Chance als Lehrerin eingestellt und bezahlt zu werden.
6. Lehrerinnen und Lehrer können als Angestellte und auch als Beamte eingestellt werden. Über die Unterschiede solltest Du Dich genau informieren, denn das hat nicht nur etwas mit der Nettobezahlung, sondern auch mit der Altersversorgung sowie Krankenversicherung zu tun.
7. In einigen Bundesländern gibt es die Möglichkeit, nach dem Masterabschluss ein Referendariat bei der Landwirtschaftskammer zu machen. Dafür eignet sich die Fachrichtung Ausbildung/ Beratung natürlich an. Ich weiß, dass sowohl in NRW als auch in Niedersachsen diese Kammerreferendariate auch für das Lehramt anerkannt wurden. Eventuell ist das auch das Sprungbrett in eine Kammertätigkeit.
8. Alle reden vom Lehrer*innen- Mangel und Quereinstieg. Dabei musst Du genau hinschauen. Ist das nur eine Stundenbezahlung, die bei 20 € liegt und nur für jede Unterrichtsstunde bezahlt wird, dann in den Ferien gar keine Bezahlung. Oder ist das eine Bezahlung auf Meisterniveau bei der Du zwar unterrichten wirst, aber nicht als Lehrerin sondern als Landwirtschaftsmeisterin behandelt und bezahlt wirst.
9. Vielfach ist es üblich geworden, dass Schulleiter*innen ihr Personal selber einstellen können. Manche fühlen sich dann ein wenig wie Manager. Oft ist es aber nur so, dass sie über Hilfspersonal entscheiden können. Also Vorsicht, nicht alle sind schlecht, aber auch alle sind nicht gut.
10. Eine Tätigkeit als Lehrerin zweiter und dritter Klasse kann ich Dir keinesfalls empfehlen. Dafür ist das Berufsleben zu lang. Du machst die selbe Arbeit wie die „Richtigen“, bleibst aber im Niedriglohn. Reguläre Lehrer*innen an Berufsschulen verdienen A 13! Lasse Dich da nicht unterbuttern.
11. Ich kann Dir nur aus Erfahrung sagen, dass es besser ist, noch geforderte Qualifikationen, auch wenn es lästig ist, zu erwerben, um dann regulär im Schuldienst anzufangen. Solch eine Nachqualifikation kann das Referendariat sein.
12. Erkundige Dich auch immer beim jeweiligen Personalrat über deren Meinung zum Quereinstieg.
13. Sei Dir im Klaren, dass Du Deine Chancen in ganz Deutschland suchen solltest, Ortsgebundenheit schränkt Dich erheblich ein.
Und jetzt bleibt mir nur noch Dir viel Glück, viel Geduld und Durchhaltevermögen zu wünschen. Und wenn das passende Angebot sichtbar werden sollte, dann sofort, ohne zu zaudern, zugreifen. Wenn Du erst einmal drin bist im Schuldienst, ergeben sich ganz viele neue Chancen.