- n.n.
Hallo, ich möchte gerne anonym allen pferdebegeisterten Mädels, die sich mit dem Gedanken tragen Pferdewirtin zu werden ein paar Erfahrungen und Tips geben:
Ich war schon immer sehr pferdebegeistert, ja man kann sogar sagen verrückt. Jeden Tag nach der Schule war ich im Stall, manchmal habe ich sogar die Schule geschwänzt, um noch länger bei den Pferden sein zu können. Reitlehrerin war immer mein Traumjob. Hatte dann auch mein erstes eigenes Pferd, machte eine ordentliche Ausbildung als Groß- und Aussenhandelskauffrau, aber danach wollte ich unbedingt meinen Traum von der Pferdewirtin erfüllen.
Also fing ich eine Audbildung in meinem Heimatverein an, wo alleridngs nach 8 Wochen die Ausbildung zu Ende war, da ich nur im Stall stand und zwei verkorkste Schupferde am Tag zum Reiten hatte, sonst nichts. Außerdem musste ich am Wochenende abends zuhause bleiben, um nachts Anwesenheit zu garantieren.
Naja, ist ja nicht so schlimm…so habe ich in einen anderen Verein gewechselt. War toll, bis nach einem halben Jahr mein Ausbilder gekündigt wurde und der Neue nicht ausbilden durfte. Somit war das wieder nichts.
Schwerpunkt Reiten fand ich bei uns in der Nähe nichts, also ging ich zu einem rennomierten Gestüt, um Zucht und Haltung qualifiziert abzuschließen. Naja, außer jede Menge landwirtschaftlicher Tätigkeiten, z.b. jeden Tag ein paar Boxen Tiefstreu mit der Hand ausmisten und jede Menge Maissilage schippen, war nicht viel drumrum. Nach drei Monaten war das auch vorbei, weil meine Gesundheit nicht mehr mitmachte (wohlgemerkt ich bin kein zartes Püppchen!).
Was nun?? Also machte ich in einem Pensionsstall meine Ausbildung zu Ende. Dort mistete ich Offenställe und 25 Boxen am Tag, aber es war ein Segen im Vergleich zu vorher. Zwischenzeitlich amateurliche Weiterbildungen im Lizenzenbereich. Die nächsten Jahre folgte Unterrichtserteilung in Reitvereine mit typischen Vereinsmeiereien, aber es war ganz ok, man braucht halt ein dickes Fell. Dann war ich angestellt in einem großen Betrieb in Norddeutschland, dort wieder misten (das hatte ich die Jahre davor in den Vereienn nicht). Dann 6 Tage die Woche Unterricht, Beritt etc. Kaum Freizeit etc.
Mein Fazit:
Die größeren Betriebe sind nicht immer die besten. Die Betriebe, die einen guten Namen haben, denken, sie können es sich erlauben, ihre Mitarbeiter auszubeuten, weil jeder bei ihnen arbeiten will, hier sind kleine Betriebe oft besser! Meine Erfahrung und auch die Erfahrung von Kolleginnen: Freundschaften konnte ich die letzten Jahre nicht pflegen, immer wenn Geburtstage waren (auch runde) habe ich nicht frei bekommen und musste sagen „sory, ich muss arbeiten“. Dafür hatten viele meiner Freunde Verständis, aber enttäuscht waren sie auch.Denn natürlich kann man in diesem Beruf selten im frühreren Umfeld wohnen bleiben sondern muss für einen guten Job mal ein paar 100 Kilometer umziehen. Also kurz mal nach Hause und hierfür zwei Tage frei ist nicht möglich.
Geld verdienen? Ja schon, grad so zum Leben. Wenn man noch ein Pferd hat, was zu dem Job gehört, ist es sehr knapp, auch mit 1700€ brutto. Jedes Wochenende arbeiten für dieses Geld und einen Tag unter der Woche frei? Damit man sagen kann ich habe bei XY gearbeitet?
Und was habe ich von meinem Traumberuf nun? Ich kann sagen, ich habe mein Leben lang im Stall geknechtet, mich gesundheitlich ruiniert und nie ein Privatleben gehabt! Jetzt in meinem Alter (30) wünschte ich, ich hätte damals studiert o.ä. Entweder man arbeitet viel und verdient viel, oder man verdient wenig aber hat viel Freizeit. Aber überdurchschnittliche Arbeitszeiten und geringer Verdienst, das passt nicht. Komischerweise kenne ich kaum Leute in meinem Alter, die hauptberuflich Reitlehrer o.ä. sind. Komisch oder? Eine Beziehung kann man in dem Beruf auch kaum führen, weil die Zeit fehlt. Ich möchte es niemandem madig machen, macht selbst eure Erfahrungen. Ich, für mich, habe entschieden, dieser undankbaren Branche den Rücken zu kehren. Damals habe ich auch mal so einen Bericht von einer gelesen, da dachte ich, ach was ist denn das für eine? Die hat halt kein Durchhaltevermögen, das ist eben nicht das richtige für sie. Heute muss ich das zurücknehmen und denke, hätte ich bloß auf jemanden gehört.
Du könntest auf Gut Aiderbichl anfangen , dort gibt es für die Boxen eigens Ausmistpersonal und die Pferdewirte müssen auch nicht viel leisten weil die Versorgung und Pflege der Pferde wenig professionell abläuft .
Ich kann dir nur beipflichten. Es ist ein undankbar Knochenjob auf Mindestlohnbasis.