Da hilft nur das Arbeitsgericht

Gerichtssaal
„Justizzentrum Aachen-Gerichtssaal01“ von ACBahn

n.n., 16.02.2015

Hallo Herr Arnold,

vielen Dank für die viele Arbeit, die sie in ihre Seite stecken.

Auch ich bin Pferdewirtin im 3. Lehrjahr, habe mir die ganze Zeit zu viel gefallen und mich ausnutzen lassen, und werde nun, weil sämtliche Geduldsfäden gerissen und alle Grenzen überschritten sind, den Rechtsweg vors AG bestreiten müssen.
Dafür habe ich mit bereits die Beihilfebescheinigung (=“kostenloser Anwalt“) besorgt und werde demnächst auch den Ausbildungsberater auf den Betrieb holen, damit meinen Chefs klar wird, dass es tatsächlich noch Regeln gibt, an die auch sie sich halten müssen.
Was da abgeht ist heftig, die Betriebseigentümer (übrigens Anwälte…) kümmern sich kaum, leben wie die Maden im Speck, und meine Chefs lassen sich ebenfalls alles gefallen, lassen dass dann an mir, den Kunden und (eher ungewollt allerdings) auch an den Pferden aus. Je länger ich hier bin, desto schlimmer wird es.
Moral wird hier sehr klein geschrieben oder völlig unter den Teppich gekehrt.

Die IG Bau scheint mir in diesem Fall nicht mehr helfen zu können/wollen, da ich mich zu spät gemeldet habe.

Es geht um die üblichen Probleme, Schikanen, Überstunden en masse, fehlende Ausbildung an sich………
Mittlerweile habe ich meinen Plan nochmal überarbeitet; ich werde ein anschließen und als Pferdewirt nur noch auf selbstständiger Basis arbeiten; meinen Lebensunterhalt dann mit einem anderen Beruf bestreiten.

Ich finde es heftig, wie dreist und unverschämt manche Betriebe sind. Man müsste eigentlich eine „Blacklist“ einführen…….. Oder eben eine „Whitelist“……
Wäre so etwas möglich; eine Auflistung der anerkannten Betriebe gibt es ja bereits, aber wäre auf Basis dessen auch ein Rating möglich, oder begibt man sich da auf ein rechtlich schwieriges Gebiet?

Viele Grüße,

7 Antworten auf „Da hilft nur das Arbeitsgericht“

  1. Hallo n.n.,

    ich finde es gut, dass immer mehr ausgenutzte Azubis den Mut finden, sich zu wehren. Würden das mehr Betroffene tun, würden die schwarzen Schafe endlich weniger. Das mit einer Schwarzen oder Weißen Liste ist an sich eine gute Idee. Jetzt kommt aber das ABER: Das würde ich finanziell nicht überleben, denn dann wäre ich jeden Tag mit Rechtsanwälten aus ganz Deutschland beschäftigt, die nur eines wollen: Mich vom Markt fegen. Koste es, was es wolle. Das kann ich nicht leisten. Ihr Azubis müsst die Schwarzen Schafe benennen, so z.B. bei Gesprächen in der Berufsschule. Da müsst Ihr Eure Kollegen warnen.

    Dass die IG BAU Dir nicht helfen will, kann ich eigentlich ausschließen. Natürlich bietet die Gewerkschaft für ihre Mitglieder kostenlosen Rechtsschutz. Dazu muss man/frau aber Mitglied sein. Der Rechtsschutz ist natürlich für die Mitglieder kostenfrei, aber natürlich nicht für die Gewerkschaft. Das kostet richtig Geld, um für Euer gutes Recht zu kämpfen. Folglich achtet eine Gewerkschaft natürlich schon darauf, dass jemand nicht direkt in einem Konflikt Mitglied wird und danach ganz schnell wieder austritt. Wenn diese Befürchtung besteht, dann ist eine Gewerkschaft schon mal ablehnend. Das ist übrigens bei jeder Rechtsschutzversicherung auch so, die zahlen nur nach einer bestimmten Wartezeit und nicht für schon vorher begonnene Konflikte. Lasse mich das mal für alle Leser hier ganz deutlich sagen: Ihr macht häufig den Fehler, nicht am Anfang der Ausbildung in Eure zuständige Gewerkschaft, bei Pferdewirten die IG Bauen Agrar Umwelt, einzutreten. Der Mitgliedsbeitrag ist für Azubis wirklich Taschengeld und dann seid Ihr von Beginn der Ausbildung auch rechtsschutzversichert. Wer den schönen Beruf Pferdewirt erlernt oder in diesem Beruf arbeitet, der sollte wissen, dass es gerade in dieser Branche nicht selten zu Problemen kommt, die einen starken Partner benötigen. Alleine die Tatsache, dass der Beruf Pferdewirt mit an der Spitzenposition bei den Ausbildungs- und Berufsabbrechern liegt, muss jeden Azubi nachdenklich stimmen. Ich meine, wer den Beruf Pferdewirt lernt oder in diesem Beruf arbeitet muss vorsorgen. Und dazu gehört einfach die Mitgliedschaft in Eurer Pferdewirtgewerkschaft, der IG Bauen Agrar Umwelt. Und vorsorgen heißt, dass man/frau im Falle des Falles abgesichert ist. Natürlich hofft jeder von uns, dass es einen gerade nicht trifft. Wenn Ihr zu den Glücklichen gehört und einfach nur in der Gewerkschaft seid, ohne den teuren Rechtsschutz zu brauchen und zu nutzen, dann bleibt drin, seid froh und sicher, mit Eurem Beitrag die vielen Unglücklichen zu unterstützen.

    Dir jedenfalls drücke ich beide Daumen. Sei stark und setze Dich durch. Falls Du weitere Hilfe benötigst, melde Dich bitte wieder. Auch wäre es schön, wenn Du uns gelegentlich einmal berichtest, wie es ausgegangen ist.

    1. Kann ich den Wochenenddienst verweigern, da ich nach 5 Tagen ja bereits meine vertraglichen 40h geleistet habe und etliche unausgeglichene Überstunden angesammelt habe, welche laut Betriebsleitung auch niemals beglichen werden?
      Chef war von der Idee nicht begeistert.

      IG BAU, ja rückblickend doof gelaufen, aber so Fehler macht man eben in der ersten Ausbildung 🙁
      Habe den Fehler gemacht, immer wieder zu Vertrauen und zu naiv zu sein… Hätte echt nicht gedacht, dass Menschen SO sein können. Tatsächlich wurde mir das blaue vom Himmel versprochen, wohl so ne Taktik, die sich da eingebürgert hat…..

  2. Ich darf Dir keine Rechtsauskunft geben. Unter >Gesetzliche Grundlagen oben findest Du das Arbeitszeitgesetz. Schaue da einfach mal rein. Richtig ist, dass Dein Chef nur Überstunden von Dir verlangen darf, wenn es einen wichtigen Grund gibt. Wichtig wäre, wenn ein Mitarbeiter einen Unfall hat, das Wasserrohr im Stall geplatzt ist, usw. . Aber lies einfach selber. Ist nicht so schwer.

  3. Sehr geehrter Herr Arnold,

    ich habe eben Ihre Website mit großem Interesse gelesen und habe ja wieder ein Funken Hoffnung, dass mir doch noch jemand helfen kann.

    Folgende Situation:

    Ich habe eine dreijährige Ausbildung zur Pferdewirtin für Zucht und Haltung gemacht, fiel einen Tag vor der Prüfung vom Pferd und konnte verletzungsbedingt die praktische Prüfung nicht antreten. Das ganze ist nun 6 Jahre her.
    Im November letzten Jahres habe ich nun wieder den Kontakt zu einem Stall gesucht und bin auch wieder gut aufgenommen worden.
    Die Chefin des Stalles hat mir dann im Januar folgendes Angebot gemacht.
    Sie zahlt mir nen Kurs zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung Pferdewirt und im Gegenzug mache ich für die Dauer des Kurses ein Praktikum bei ihr.
    Für mich ist dieser Vorschlag der absolute Hauptgewinn. Ich habe dann auch sofort einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Jobcenter gestellt und mit nichts bösem gerechnet. Ich wurde eines besseren belehrt. Das Jobcenter verweigert mit die Qualifizierung. Begründung: ich würde für die Dauer der Qualifizierung Leistungen beziehen, aber dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen.

    Was kann ich noch tun, um diese Qualifizierung machen zu können??

    Vielen Dank im vorraus.

    1. Hallo Claudia,

      Wenn ich das so lese, dann sind da ganz viele ???? . Du hast Deine Prüfung zur Pferdewirtin nicht machen können. Also musst DU Dich mit der Zuständigen Stelle in Verbindung setzen und die fragen, wie Du an die Abschlussprüfung kommst. Nur was die Dir sagen, hat Wert. Es gibt doch gar keine Vorbereitungskurse zum Pferdewirt. Jedenfalls nichts seriöses. Wie kann man einen Vorbereitungskurse machen und dennoch arbeiten? Das was Dir da vorgeschlagen wird ist doch nicht erfolgreich. Das Einzige was Du brauchst ist erst einmal die Zulassung zur Prüfung. Ohne die kannst Du gar keine Prüfung machen! Und die Zulassung zur Prüfung gibt es nur bei der Zuständigen Stelle. Du machst sonst irgendeinen Kurs und darfst sonst gar nicht zur Prüfung. Um an die Prüfung zu kommen benötigst Du keinen Ausbildungsbetrieb. Die Ausbildungszeit hast Du ja schon gemacht.

      Und dann noch etwas: kann es sein, dass der Betrieb nur daran interessiert an einer billigen Arbeitskraft Ist? Du hast ja keinen Ausbildungsvertrag und folglich musst Du mit 8,50 je Stunde brutto bezahlt werden. Außerdem muss Dich der Betrieb sozialversichern. Die Arbeitsagentur hat den Schmu längst durchschaut und genehmigt Dir dieses fragliche Unternehmen nicht. Recht haben die.

      Kurz und gut, nur die Zuständige Stelle kann Dir weiterhelfen. Kannst Du mir so glauben. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du zusammen mit der Zuständigen Stelle eine Lösung findest.

  4. Sehr geehrter Herr Arnold,

    der Kurs läuft über die Heimvolkshochschule am Seddiner See, und einer der Dozenten von dort, war einer meiner Prüfer in der Zwischenprüfung meiner Ausbildung.
    Ich wage es arg zu bezweifeln das, wenn ich jetzt zur Prüfung antreten würde, diese auch bestehen könnte. Deswegen wollte ich diesen Kurs besuchen. Die Anmeldung zur Prüfung läuft natürlich über die zuständige Stelle.
    Da diese Kurse berufsbegleitend laufen, brauchen ich zwingend einen Stall, der mich praktisch beschäftigt für die Dauer des Kurses. Auf welche art und Weise ist der Schule egal. Wichtig ist nur das man 4,5 Jahre in einem Pferdehaltenden Betrieb gearbeitet hat und während das Kurses ein Beshäftigungsverhältnis nachweisen kann.

    Beides kann ich nachweisen…. mein Problem ist das Jobcenter….

    1. Jetzt ist es raus: Du machst die Prüfung als Quereinsteigerin. Dann bist Du keine Auszubildende. Deshalb muss Dich der Betrieb als ungelernte Mitarbeiterin beschäftigen und mindestens mit dem Mindestlohn von 8,50 EUR je Stunde entlohnen und natürlich Dich auch sozialversichern. Alles andere ist unseriös und geht zu Deinen Lasten. Diese Zeit zählt nicht zu den 4,5 Jahren hinzu, weil Du nicht vollzeit beschäftigt und sozialversichert bist. Das was der Betrieb da mit Dir vorhat kann auch nichts anderes als gesetzwidrig sein.

      Ich rate Dir dringend: Arbeite regulär und bezahle den Kurs selber. Ich kann gut verstehen, dass die Arbeitsagentur dieses unseriöse Angebot nicht fördern will.

      Mensch Claudia, wach auf!

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